Schon einmal habe ich meine Meinung zum Thema Risikomanagement veröffentlicht.
Daran hat sich nicht viel verändert. Da der Bergsportler sich bewusst in zivilisatorisch schlecht erschlossene Gebiete mit erhöhtem Risiko – Gefahren durch zum Beispiel Lawinen, Wetter, Muren, Felssturz, Eissturz – begibt, ist ein spezieller Umgang mit diesen Risiken notwendig. Hierbei spricht man auch von Risikomanagement.
Ja, ich gehe gerne Risiko ein. Risiko, was ich aber aus meiner Sicht vertreten kann.
Was aber ist ein hohes Risiko?
Klar ist das Erfahrungen und Wissen helfen Risiken besser abzuschätzen.
Wie stabil ist die Seraczone wirklich und – kommt die Kaltfront vielleicht früher als im Wetterbericht angekündigt? Manches Mal ist dann Rückzug in die Hütte angesagt – diskutieren – analysieren – warten, vielleicht geht es morgen – oder der Traum einer Ersteigung des Wunschberges bleibt für dieses Mal ein Traum und muss der harten Realität weichen.
Doch der Umgang mit diesem Thema ist äusserst unterschiedlich und unterliegt auch einem gewissen zeitlichen Wandel. War früher das Eingehen eines Risikos noch etwas „heroisches“, so werden heute nicht nur risikofreudige Bergsportler sehr schnell als „verantwortungslos“ bis „lebensmüde“ abgestempelt. Sobald ein Unglück geschieht, wird der gesamte Bergsport zum „Risikosport“ erklärt.
Dazu trägt sicher auch die Mediale Verbreitung risikofreudige Berggänger bei. Die meisten Freerider sind mit LVS, Helmkamera und Airbag ausgerüstet. Und wagen sich so in Gelände die selbst der Lawinenguru Munter nur von fernem betrachten würde. Heutzutage werden alpine Gefahrenräume entschärft, ohne das die Actionsüchtige in den Bergen aufgewachsen sind, oder die alpine Gefahr Schritt für Schritt verinnerlicht zu haben. Sicherer wird das ganze aber nicht.
Eigenverantwortung heisst das Zauberwort. Die Problematik und das tritt ganz bestimmt auch auf mich zu, Ist die Präsentation und die Suche der Bestätigung im Internet. Das Narzisstische Verhalten muss berücksichtigt und Analysiert werden. Wie viel Risiko geht man ein, Aufgrund um im Netz die Öffentlichkeit zu Schockieren und die Bestätigung zu bekommen das man ein „Krasser Siech“ ist? Eine Entwicklung die besonders zu berücksichtigen gilt in der Zeit von Extremen Bildern / Filme im Netz. Alles wird schneller, Extremer und gefährlicher, aber auch Sicherer? Jedenfalls wird das in der Werbung so vermittelt, das mit dem richtigen Material jeder solche extremen Sachen machen kann.
Beispiele Medialer Selbstüberschätzung:
Linda Fäh besteigt das Matterhorn
Everest-Oma
Geteert und gefedert
Bis an die Grenzen des Körpers: Extrem-Berglauf auf die Zugspitze
https://youtube.com/watch?v=0pSBUXFJXiY
Ich plädiere für:
- Freier Zugang zu den Bergen. Der alpine Raum muss allen Menschen frei zugänglich sein und bleiben. Verantwortungsvoller Bergsport bereichert die Bergwelt.
- Präzision statt Regelungswut. Es gibt genügend Gesetze, um den Bergsport zu regeln. Diese sollten mit Augenmass und Sachverstand angewandt werden.
- Die Eigenverantwortung stärken. Der Bergsport ist umso sicherer, je kompetenter die Bergsportler sind.
- Den Wert von Risikobewusstsein anerkennen. Eine Gesellschaft gewinnt, wenn ihre Mitglieder den bewussten Umgang mit Risiken erlernen und beherrschen.
- Einen angemessenen Risiko-Diskurs führen. Insbesondere die Medienschaffenden und die Touristiker sollten Risiken nicht überbewerten und/oder als Verkaufsargument in den Vordergrund stellen.
Was ich aber nicht machen werde, ist ein Disclaimer für meine Publizierten Bergtouren schreiben. Jeder sollte selber entscheiden mach er machen kann/will. Eigenverantwortung, Sondierung und Beurteilung der aktuellen Verhältnisse gehören bei jeder Tour dazu.
Gut gebrüllt, Löwe!
Dem Plädoyer kann ich nur beipflichten, in jedem einzelnen Punkt!