Die Via Alta della Verzasca ist eine lange aber schöne Tour.
Im September 2016 gingen wir zu zweit die Tour in 5 Tagen.
Diesmal in gut 33h mit Start von Tremorgio am 25. Juli 2018. Das ist eigentlich auch die logische Weiterführung vom Grat. Einzig wie ich vom Pizzo Campo Tencia zum Barone kommen würde, war mir nicht klar. Dank guter Planung ist aber auch diese Strecke mehr als gelungen.
Das “plus“ dieser Tour steht für die Zusatzstrecke (Tremorgio bis Barone). Aber auch die herrschenden Wetterbedingungen verdienen ein Plus! Die Tour ist natürlich auch in 5 oder mehr Tagen sehr lohnenswert, dennoch ist die gesamte Strecke an einem Stück was sehr Spezielles. Das „plus“ steht auch für die Möglichkeit die eigenen Grenzen neu zu setzen.
Durchführung:
Schon lange hatte ich die Idee die VAV an einem Stück durchzuziehen. Alles rennend ist kaum möglich, da die meisten Strecken ausgesetzt, rutschig, schmal und mit vielen Kraxelstellen versetzt sind.
Mein Start war am Freitag morgen mit ÖV nach Rodi, wo ich die Bahn hoch nach Tremorgio nahm. Um 10:00 Uhr startete ich mit leichtem Gepäck, also mit Trailrucksack, Stöcken, genug zu Trinken, Energiegel und Riegeln, dazu meine Skyrunning Schuhe, Kurze Hosen und Shirt und eine Windjacke. An der SAC Hütte Tencia habe ich mein Wasser aufgefüllt und ging weiter hoch zum ersten richtigen Gipfel dieser Tour, der Pizzo Tencia. Schön, dass er gleich der Höchste mit super Aussicht ist. Um 14:30 stand ich oben, alle anderen Berggänger schon wieder im Abstieg. Wo nun aber weiter? Zuerst alles dem Grat entlang, dann hoch zum Pizzo Penca der schon von weitem nicht nur steil ausgesehen hat, sondern auch war. Vereinzelt sah ich Steinmänner von der Route ,T5, die zum Gipfel führt. Ich schaute mir noch den Grat verlauf an und stieg bis zum Nord-Gipfel vom Pizzo Penca. Ein Überhang beendet den Grat. Gesehen habe ich einen alten Stand, wo man wohl abseilen kann. Zum Klettern sicher mehr als lV und da ich kein Seil dabei hatte, wieder zurück zum Gipfel. Ich stieg via die steile Flanke, östlich zum Sattel ab. Der Weiterweg führte über sehr viele Blöcke bis ich auf eine wunderschöne wilde Alp kam. Immer wieder über Felsstufen und Wasserläufe ab- und aufsteigen bis man vor dem Pizzo Barone NNW Seite steht. Ab da ging ich die klar ersichtliche, sehr steile und brüchige Rinne hoch auf den Schutthaufen der Pizzo Barone heisst.
Ab da sind die Wege wieder gut gekennzeichnet. Wie immer füllte ich kurz Wasser auf in den Hütte Barone und schon ging es weiter in der Original VAV-Route.
Es war Nacht um 22:00 Uhr, als ich in der Capanna Cognora ankomme. Ein Pärchen ist schon am „schlafen“. Nun kommt die lange Schlüsselstrecke und das in der Nacht? Nicht optimal, aber mit Konzentration gut zu machen. Kurz vor Mitternacht kam der kühle Bergwind der mir etwas zu schaffen machte. Eine kleine Krise stellte sich ein. Viele Sachen schwirrten mir durch und um den Kopf, das waren aber nicht nur die vielen Falter, auch Gedanken warum, wieso und natürlich ob ich das überhaupt schaffen werde. Ich benötigte eine klaren Kopf, speziell bei den steilen Schlüsselstellen vor Madom Gröss. Langsam und konzentriert, aber auch leicht fröstelnd stieg ich über die Gipfel bis ich um 05:00 bei der Capanna d’Efra ankam. In dieser Hütte suchte ich mir einen freien Schlafplatz um mich für gut 40min hinzulegen und aufzuwärmen. Aufgestanden bin ich eine Stunde später mit der ganzen Gruppe. Ich verlies die Gruppe, die mich etwas verwundert anschaute als ich erzählte woher ich gekommen bin und was ich noch vorhabe. Etwas ausgeruht machte ich mich auf zur nächsten Etappe. Eine lange aber schöne Strecke bis zur Capanna Cornavosa, bei der ich um 13:30 ankam. Ein anderer Berggänger mit Begleitung kam von der anderen Seite. Er wollte die Gruppe, die ich in der d’Efra getroffen habe in Empfang nehmen. Die Köchin für die Gruppe wurde per Helikopter eingeflogen.
Die folgende Etappe beinhaltet viele Kletterstellen und Quergänge. Ich fühlte mich immer noch fit genug. Über viele Blöcke und Aufschwünge bei gutem Wetter zur letzten Hütte. Der Weg dahin sind von der Vegetation schon stark überwuchert. Ein schnelleres Vorankommen war also auch bei den „einfacheren“ Passagen nicht möglich. Auf dem letzten Gipfel der Tour dem Poncione Piota zogen südlich Regenwolken auf. Ob ich noch trocken zur Capanna Borgna komme, war nicht sicher. Ich hatte aber Glück, das Umwetter mit Blitz und Donner zog etwas südlicher vorbei. Bei einem Gewitter gäbe es zwar immer wieder unterschlüpfe bei den Felsen, komfortabel wäre das aber nicht gewesen. Glücklich aber erschöpft erreichte ich vor 20:00 Uhr die Hütte. Das wird heute mein Schlafplatz und somit das Ende meiner Tour. Mit einer warmen Suppe und netten Gesprächen von einem Pärchen das die VAV am Planen war, so wie von einem einzelnen Berggänger der die Gegen am erkunden war. Schon bald mal legten wir uns schlafen. zwei Italiener, die spät ankamen und noch kochten nahm ich im Halbschlaf noch wahr.
Am nächsten Morgen wollte ich den direkten Weg nach unten nehmen, da ich mit meiner Freundin am Abend noch Biwakieren gehen wollte. Ich liess mich von den schönen Wanderweg verleiten und so wurde aus dem Abstieg nochmals eine längere Tour von gut 1500hm runter in gut 3h nach Medoscio, wo mich eine einheimische Familie netterweise bis nach Locarno fuhr. Ab da nach Hause mit ÖV via San Bernardino.
Fazit:
Ein schönes Erlebnis. Natur und körperlich. Das Durchhalten einer Monstertour ist Kopfsache. Das Problem war auch nicht die Kondition, denn ich habe viel trainiert, sondern die stetige Konzentration bei den vielen Schlüsselstellen. Ein falscher Ausrutscher und die Konsequenz wäre klar. Da würde auch mein Notfallset nix mehr nützen. Ein klares Ziel vor sich zu haben und daran zu glauben, dass man es erreichen will und kann, ist das Wichtigste. Eine gute Vorbereitung natürlich vorausgesetzt.
Vorbereitung:
- Frühzeitig mit dem Training beginnen. Trail-Ultra ist nicht gleich Strassenmarathon. Am besten bestehend aus langen Läufen (bis zu ca. 50% der Wettkampfdistanz), Intervalltrainings, lockere und etwas längere Läufe (ca. 2 Stunden)
- Schuhe, Funktionsbekleidung und weitere Ausrüstung sorgfältig auswählen. Keine Experimente im Rennen: Auch wenn neue Ausrüstung motivierend wirken kann, sollte man sie nicht zum ersten Mal beim Rennen verwenden.
- Vergiss die Zeit. Schnell Laufen ist manchmal besser als alles rennend zu versuchen.
- Genug Trinken und Essen. Immer wieder. Während des Rennens: Keine unbekannten Gels, Riegel oder sonstige Nahrung testen, die man eventuell nicht verträgt. Alle 20 Minuten 125 bis 150 ml trinken.
- Mehr auf den Körper hören als auf einen Trainingsplan: Ultradistanzen spielen sich sehr stark im Kopf ab, daher sollte auch das Training nicht zu sehr vorprogrammiert sein. Es schadet dem Körper nicht, mal eine längere Pause zu geben
- Wenn man nicht genug Erholungspausen ins Training integriert, machen die langen Läufe einen nicht ausdauernder, sondern nur müde.
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